Vor 3 Monate
Die Bevölkerung in den Städten nimmt weiter zu. Das bringt eine Vielzahl von Herausforderungen mit sich – auch in Bezug auf die Mobilität. Damit es Städten gelingt, trotz wachsender Bevölkerung die Lebensqualität zu steigern, sind neue Konzepte gefragt – wie zum Beispiel die 15-Minuten-Stadt.
Stellen Sie sich vor: Alles, was Sie zum Leben brauchen, ist innerhalb von einer Viertelstunde erreichbar: Der Arbeitsplatz, der Coiffeur, die Schule, der Arzt, das Gym, das Lieblingsrestaurant, die Shopping-Mall – und alles ganz bequem zu Fuss, mit dem Velo, dem E-Scooter oder mit dem ÖV.
Genau das ist die Idee der 15-Minuten-Stadt. Das Ziel ist es, die Lebensqualität in städtischen Gebieten zu verbessern, indem die Abhängigkeit vom Auto reduziert wird. Denn noch immer wird in den Städten sehr oft das Auto benutzt. Laut einer Studie des Bundesamts für Statistik (1) werden in der Schweiz rund 69% aller Wege mit dem Auto zurückgelegt, während nur 3% mit dem Fahrrad und 5% zu Fuss absolviert werden. Auch ausserhalb der Schweiz sieht diese Statistik nicht anders aus: Deshalb haben auch Grossstädte wie Barcelona, Paris oder Wien visionäre Projekte am Laufen, welche die Idee der 15-Minuten-Stadt aufgreifen.
Steigerung der Lebensqualität
Die Idee der 15-Minuten-Stadt bringt gleich mehrere Vorteile mit sich: Die Reduktion des Autoverkehrs verbessert die Luftqualität und verringert die Lärmbelastung. Die kürzeren Wege zur Arbeit (oder zu Freizeitaktivitäten) lassen mehr Zeit für Familie und Freunde. Ein kleinerer Bewegungsradius erhöht die Möglichkeit, nachbarschaftliche Beziehungen zu pflegen. Und nicht zuletzt wird die körperliche Aktivität gefördert (Velo, zu Fuss), was sich positiv auf die Gesundheit auswirkt. So ist zum Beispiel Paris (3) auf diesen Zug aufgesprungen und hat sich einer kompromisslosen Verkehrswende verschrieben. Die Massnahmen beinhalten u. a. mehr verkehrsberuhigte Zonen zu schaffen und Missachtungen auch mit Bussen durchzusetzen. Gleichzeitig wird das bereits 700 km lange städtische Radwegnetz weiter ausgebaut.
Nur gemeinsam umsetzbar
Um das Konzept der 15-Minuten-Stadt erfolgreich umzusetzen, sind jedoch einige Voraussetzungen erforderlich. Allen voran eine gut geplante städtische Infrastruktur. Es braucht sichere Radwege, Fussgängerzonen und die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs. Eine Studie der ETH Zürich aus dem Jahr 2020 (2) zeigt, dass eine gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr und kurze Wege zu Fuss oder mit dem Velo die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Menschen diese Verkehrsmittel nutzen.
Darüber hinaus ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Stadtplanern, Politikern und der Bevölkerung erforderlich. So geschah es beispielsweise in der Stadt der Zukunft: Masdar City (4), einer vollkommen grünen Stadt. Sie ist ein Pilotprojekt, das der Welt aufzeigen wird, wie Potentiale genutzt und erfolgreich umgesetzt werden können. Die Bedürfnisse und Wünsche der Bewohnerinnen und Bewohner sind zentral für das Gelingen und müssen bei der Planung berücksichtigt werden, um eine hohe Akzeptanz des Konzepts zu erreichen. Das Miteinbeziehen der Bevölkerung und regelmässige Feedbackschleifen sind deshalb entscheidend, damit die Idee der 15-Minuten-Stadt keine Utopie bleibt, sondern Realität wird. Eine Realität, welche die Lebensqualität in Städten verbessert, auch wenn immer mehr Menschen einen dichten Lebensraum miteinander teilen müssen.
Das Konzept der 15-Minuten-Stadt klingt noch weit weg. Aber auch bei uns werden sich Städteplaner und die Regierungen zunehmend mit dem Thema auseinandersetzen müssen. Die steigende Urbanisierung verändert unsere Bedürfnisse und Ansprüche an die Mobilität. Die Art und Weise wie und wie weit wir uns bewegen muss nachhaltiger werden. Gleichzeitig werden die Mobilitätskonzepte flexibler und individueller.
Quellen:
1 Bundesamt für Statistik, Pendlermobilität, 2021.)
2 https://ivtmobis.ethz.ch/mobis/covid19/reports/latest_de
3 https://www.mobil.nrw/verbinden/blog/mobilitaet-in-paris-verkehrswende-ohne-kompromisse.html